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From: Sandy P. Klein
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Sent: Thursday, May 06, 2004 11:46 AM
Subject: Nabokov over Nabokov ...

  Donnerstag, 6. Mai 2004

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27. August 2002, 02:09, Neue Zürcher Zeitung

Nabokov über Nabokov

Zwei vergessene Interviews aus den Schweizer Jahren

Bekanntlich hat sich Vladimir Nabokov (1899-1977) in allen Sparten der schönen Literatur umgetan, am erfolgreichsten war er als Erzähler, am wenigsten erfolgreich als Dramatiker. Seine hochkarätige, schwer übersetzbare Lyrik bleibt noch zu entdecken, sein Briefwerk, die Essayistik, die Vorlesungen sind in mehreren Bänden greifbar. Demgegenüber steht die adäquate Publikation der zahlreichen Interviews, von denen der Autor selbst eine knappe Auswahl in dem Band «Strong Opinions» (1974) versammelt hat, noch immer aus. Für Nabokov war das Interview die bevorzugte publizistische Textsorte, manche Gespräche wurden auf dem Korrespondenzweg geführt, und man weiss, dass der Schriftsteller in vielen Fällen nicht nur seine eigenen Verlautbarungen, sondern auch die Fragen seiner Gesprächspartner vor der jeweiligen Drucklegung streng redigiert, wenn nicht gar weitgehend umgeschrieben hat. So gewinnen die Interviews fast durchwegs den Status und die Qualität eigenständiger Essays in Dialogform.

Zwei derartige Gespräche aus Nabokovs Schweizer Jahren - ab 1959 lebte der geborene Russe als amerikanischer Staatsbürger bis zu seinem Tod in Montreux - hat nun der Publizist Nikolai Melnikow erstmals und exklusiv in der Moskauer «Literaturnaja Gaseta» (Nr. 27, 2002) nachgedruckt. Es handelt sich dabei um je ein Interview aus der französischen Regionalzeitung «Nice-Matin» (1961) sowie aus dem «Journal de Montreux» (1964) - beide Veröffentlichungen scheinen der Nabokov-Forschung bisher entgangen zu sein. Als hauptsächliches Gesprächsthema erweist sich, keineswegs unerwartet, der Roman «Lolita» (1955), der dem Autor nach langen Jahren der Verkennung Weltruhm einbrachte und ihm die Rückkehr nach Europa, die Übersiedelung in die Schweiz ermöglichte. Die erotomanische Story vom halbwüchsigen «Nymphchen» Lolita und seinem Verehrer Humbert Humbert, der zum Verfolger und schliesslich zum Verbrecher wird, hatte international skandalöses Aufsehen erregt, was den Autor dazu veranlasste, in immer wieder neuen Stellungnahmen jeden Pornographievorwurf zurückzuweisen und auf der Fiktionalität der Romanhandlung zu beharren.

«Ich habe mir Lolita ausgedacht», betont Nabokov: «Mag sein, dass sie irgendwo auf der Welt schon existiert hat, nicht aber in der Literatur!» «Lolita» ist also nicht nach einem ausserliterarischen Muster gearbeitet und ist auch nicht als Modell für ausserliterarischen Gebrauch gedacht; das Interesse des Autors liegt auf einer ganz andern, eher experimentellen Ebene. «Der Plot des Buches ist völlig frei erfunden. Ich untersuche darin ein mich interessierendes Thema: Wie gehen zwei ganz und gar unterschiedliche Menschen miteinander um. Das ist alles . . .» Stanley Kubricks Verfilmung des Romans (1962) mit James Mason und Sue Lyon hält Nabokov für eine professional ehrbare Leistung, die aber «absolut nichts» erbringe, was über das Buch hinausweise, im Gegenteil - der Film «simplifiziert den Stoff wie auch die Idee» des Romans.

Zur Frage nach dem Modus seiner literarischen Kreativität äussert sich Nabokov in einem knappen, sehr persönlich gehaltenen Exkurs: «Kreativität ist keine Disziplin, sondern - ein Zustand. Weder Ort noch Zeit, noch Umstände haben irgendeine Bedeutung. Ich schreibe oft in der Badewanne. Ich kann in der Früh, kann auch nachmittags oder nachts arbeiten. Bisweilen schreibe ich gleichzeitig an zwei verschiedenen Büchern oder fülle viele Seiten, die zu verschiedenen Kapiteln gehören. Stets habe ich meine Notizzettel und einen Bleistift bei mir. (. . .) Oft arbeite ich auch im Auto. Fast die ganze ‹Lolita› habe ich unter Platanen an einem Strassenrand verfasst . . .»

Die obligate Erkundigung nach seinen bevorzugten Lektüren beantwortet Nabokov mit einer Reihe von eher unerwarteten Namen: Ronsard, Lafontaine, Senancour und Flaubert, dazu kommen Shakespeare und Joyce sowie, bei den Russen, Puschkin, Tolstoi, Tschechow. Als sein höchstes Ziel und Gut nennt er die Freiheit: «Ich liebe die Freiheit. Das Einzige, wofür ich bereit wäre zu kämpfen, ist die Freiheit - die Freiheit, nicht kämpfen zu müssen.» Das Optimum an Freiheit und Komfort hat Nabokov mit seiner Frau Vera Slonim in der Schweiz gefunden: «Wir lieben Montreux sehr, seine Lage, das Spiel der Farben zu allen Jahreszeiten, die Häuser hoch überm See. Und hier haben doch so viele Schriftsteller gelebt: Byron, Rousseau, von Casanova nicht zu reden . . .»

Felix Philipp Ingold

 

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Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2002/08/27/fe/page-article8CAA4.html

Nabokov over Nabokov

Two forgotten interviews from Swiss years

As well known Vladimir Nabokov (1899-1977) has itself in all sections of the beautiful literature looked out, most successfully was successful it as a storyteller, to few as a dramatist. Its hochkaraetige, with difficulty translatable Lyrik remains discovering still, its letter work, the Essayistik, the lectures is seizable in several volumes. In contrast to this the adequate publication of the numerous interviews, from which the author met knappe a selection in the volume "Strong Opinions" (1974), is pending still. For Nabokov the interview was the preferential publizistische text places, some discussions on the correspondence way was led, and one knows the fact that the writer in many cases draws up not only his own announcements, but also the questions of his interlocutors before respective printing strictly if rewrote not even to a large extent. Thus the interviews win nearly throughout the status and the quality of independent essays in dialogue form.

Two such discussions from Nabokovs Swiss years - starting from 1959 the born Russian lived as American citizens up to its death in Montreux - now the journalist Nikolai Melnikow reprinted for the first time and exclusively in the Muscovites "Literaturnaja Gaseta" (No. 27, 2002). It acts thereby around one interview each out of the French regional newspaper "Nice Matin" (1961) as well as from the "journal de Montreux" (1964) - both publications seem to have so far escaped the Nabokov research. When main topic for discussion does not prove, by any means unexpectedly, the novel "Lolita" (1955), to that the author after long years of misjudging world fame brought in and it the return to Europe, which made removal possible into Switzerland. The erotomanische Story of the halbwuechsigen "Nymphchen" Lolita and its Verehrer Humbert Humbert, which finally becomes the pursuer and the criminal, had excited internationally scandalous attention, which caused the author to reject in new statements each Pornographievorwurf again and again and in the Fiktionalitaet the novel action persist.

"I invented, stress Lolita" Nabokov: "it may be that she already existed somewhere in the world, not however in the literature!" "Lolita" is worked thus not after a except-literary sample and is not meant also as model for except-literary use; the interest of the author is on completely different, rather experimental level. "the Plot of the book is completely freely invented. I examine therein me interesting topic: As two go around completely and different humans with one another. That is everything . . . " Stanley Kubricks filming of the novel (1962) with James Mason and Sue Lyon regards as one professional respectable achievement, which furnishes however "absolutely nothing" to Nabokov, which over the book Croatian news agency etc. ice, in the opposite - the film "simplifiziert the material like also the idea" of the novel.

To the question about the mode of its literary creativity Nabokov in a scarce, very excursion personally held expresses itself: "creativity is not discipline, but - a condition. Neither place nor time, still circumstances have any meaning. I often write in the bath tub. I can work in the early, can also in the afternoon or at night. Sometimes I write at the same time at two different books or fill many sides, which belong to different chapters. Has I always mean note notes and a pencil with me (. . .) Often I work also in the car. Nearly ‹Lolita› I wrote the whole under plane trees at a roadside . . . "

The obligatory inquiry after its preferential readings answers Nabokov with a set from rather unexpected names: Ronsard, Lafontaine, Senancour and Flaubert, in addition Shakespeare and Joyce come as well as, with the Russians, Puschkin, Tolstoi, Tschechow. As a his highest goal and property he calls the liberty: "I love the liberty. The only one, for which I would be ready to fight, am the liberty - the liberty not to have to fight." The optimum at liberty and comfort found Nabokov with his Mrs. Vera Slonim in Switzerland: "we love Montreux much, its layer, the play of the colors at all seasons, the houses highly over the lake and nevertheless so many writers here lived: Byron, Rousseau, not to talk about Casanova . . . "

Felix Philipp Ingold